Familientradition
wird weitergeführt
Von Andreas
Feichtinger, "Höfner Volksblatt"
Am 17. Juni 2000
übernahm Arno Müller die Schindelfabrik
Peter Müller AG, Pfäffikon SZ, von seinem Vater
Die Pfäffiker Peter Müller AG, einzige Schindelfabrik im Kanton
Schwyz, hat seit Juni 2000 neuen Inhaber. Ganz im Sinne der bald
400-jährigen Familientradition übergab am Samstag 17. Juni 2000
Peter Müller, der 1960 den Betrieb von seinem Vater übernahm, die
Geschäftsleitung an seinen Sohn Arno.
 |
Vom
Vater auf den Sohn: Ganz im Sinne der bald 400-jährigen
Familientradition übergab am 17. Juni Peter Müller
seinem Sohn Arno den Schlüssel der Peter Müller AG |
Der Tag der symbolischen
Schlüsselübergabe hätte besser nicht gewählt werden können. Einerseits
sorgten hochsommerliche Temperaturen am Samstag für einen weiteren
schönen Tag, andererseits feierte Müller Senior seinen 65. Geburtstag
und durfte sich gleichzeitig über die nahtlose Fortsetzung der müllerschen
Familientradition freuen. Wenn auch der Schritt ins "zweite Glied"
immer mit ein wenig Wehmut verbunden ist, so kann sich Peter Müller
dennoch zufrieden nach und nach aus dem Geschäftsleben zurückziehen.
"Seit es die Schindelfabrik gibt, wurde die Leitung des Unternehmens
immer direkt vom Vater an den Sohn weitergegeben", sagte er am Samstag,
"mit der heutigen Geschäftsübergabe an meinen Sohn bleibt die Familie
dieser Linie treu."
Seit rund 400 Jahren
Die Schindelfabrik in Pfäffikon, die einzige professionell geführte
Fabrik ihrer Art im Kanton Schwyz, kann auf eine lange Firmengeschichte
zurückblicken. Vor rund 400 Jahren wurde sie im luzernischen Hergiswil,
dem Bürgerort der Familie Müller, gegründet. Im Verlauf ihrer Geschäftstätigkeit
verlegten die jeweiligen Inhaber einige Male den Firmensitz. Während
man mit Hellbühl und Wolhusen noch dem Standort Kanton Luzern über
drei Jahrhunderte die Treue hielt, wurde danach die Schindelproduktion
an den Zürichsee verlegt, und zwar zunächst nach Horgen, von wo
aus gleichzeitig eine Filiale im schwyzerischen Pfäffikon betrieben
wurde. 1924 zog man dann endgültig in den Höfner Ort und baute dort
das Fabrikationsgebäude, in dem noch heute die Schindeln hergestellt
werden. "Als wir damals unsere Fabrik bauten, waren wir praktisch
das letzte Haus am Dorfrand. Heute liegen wir mitten im Ort", erinnerte
sich Peter Müller.
 |
Zur
Feier des Tages: Arno Müller lud seine Eltern am Samstag
zum Essen ein und fuhr sie per Rikscha nach Bäch. |
Stehen bleiben
ist Rückschritt
Arno Müller, der neue Inhaber, will das Unternehmen ganz im
Sinne der Familientradition weiterführen. "Das Geschäft wird weiter
existieren, auch wenn mein Vater nun kürzer tritt", sagte er am
Samstag anlässlich einer kleinen Feier vor der Schindelfabrik, zu
der die Belegschaft eingeladen war. Obwohl die Zeiten etwas schwieriger
geworden seien, so Arno Müller, werde er das Geschäft so führen,
"dass wir Zukunft haben und die Arbeitsplätze gehalten werden können".
Zurzeit beschäftigt die Peter Müller AG sechs Angestellte, in Spitzenzeiten
waren es zwölf. Der neue Inhaber glaubt an die Zukunft und findet
es wichtig, dass in der Schweiz Arbeitsplätze erhalten werden. Mit
einer Schweiz als reinem Handelsplatz kann er sich nicht anfreunden.
Zudem könne er einen modernen Betrieb übernehmen, der auch modern
bleiben solle. So kommt denn Arno Müllers Kredo, "Stehenbleiben
ist Rückschritt", nicht von ungefähr und mag wohl auch bei ihm in
den Genen liegen. Denn als Kaspar Müller 1874, damals wurde noch
in Wolhusen produziert, zum Patentamt ging, meldete er schweizweit
die erste halbautomatische Schindelmaschine für die maschinelle
Herstellung von Schindeln an.
 |
Das
Verhältnis und das Betriebsklima stimmen: Apéro
und kleine Feier mit dem alten und neuen Chef vor der Schindelfabrik
in Pfäffikon |
Wie Coca-Cola
Um das Produkt Schindel ist Arno Müller nicht bange. "Schindeln
für Fassaden und Dächer sind nach wie vor ein gutes Geschäft. Die
Schindel ist wie Coca-Cola, die es auch schon über 100 Jahre gibt,
ein Produkt, das immer gebraucht wird." Müller ist sich aber bewusst,
dass er allein nicht viel erreichen kann. "Ohne gute Angestellte,
die wir haben, läuft nichts", so der neue Inhaber.
Fotos: Andreas Feichtinger
|